Page 20 - Mein Zuhause - 2021 (erste Ausgabe)
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  Energiespar- investitionen
im Gebäude
Energetische Sanierungen von Gebäuden sind nicht immer wirtschaftlich
Eine bessere Dämmung kann den Wärmebedarf eines Gebäudes um mehr als die Hälfte reduzieren. Der Umstieg auf erneuerbare Energien beim Heizen senkt die CO2Emissionen fast auf null. Doch wie viel bringen Wärmedämm-Massnahmen im direkten Vergleich zu Heizungssanierungen und Energieproduktion? Die Frage stellen sich viele Hauseigentümer, weil sie aus Kosten- gründen nicht alle wünschenswerten Energiesparinvestitionen umsetzen können. Die Welt spricht über mehr Ökologie, mehr Nachhaltigkeit und weniger CO2Ausstoss. Im Gebäudesektor resultiert das grosse Einsparpotenzial nicht allein aus einem zu hohen Energieverbrauch, weil wir es gerne warm haben. Es ist auch einer veralteten Heizungstechnik geschuldet, die in den Gebäuden steckt, und einer mangelnden Wärmedämmung der Gebäude selbst. Zurecht ist bei den Wohneigentümern energe- tisch Sanieren in aller Munde. Und trotzdem ist der Gebäudepark Schweiz in einem Spannungsfeld von Wohlstand, Umwelt und Komfort. Konkret sind viele Hausbesitzer überfordert, wenn es um Reihenfolge und Priorisierung von Sanierungsmassnahmen geht: Beginne ich mit dichteren Fenstern? Oder lasse ich zuerst eine effiziente Heizung einbauen? Oder investiere ich zuallererst in eine Solaranlage auf dem Dach?
In der Praxis entscheiden oft Mängel am Haus darüber, in wel- cher Reihenfolge energetisch saniert wird. Macht die Heizung schlapp, muss eine neue her. Ist das Dach undicht, wird es neu
isoliert. Wer sich an Fördermitteln und am Konsens vieler Ener- gieberater orientiert, kriegt ein anderes Bild vermittelt: In der Regel sollte das Haus zunächst isoliert und erst dann eine neue Heizung eingebaut werden. So kann man diese meist kleiner dimensionieren, da, dank der guten Dämmung, weniger Heiz- leistung benötigt wird.
Sanierungen der Gebäudehülle rechnen sich langsamer
Wer sein Haus sanieren und damit auch mehr Ökologie und weniger Energieverbrauch realisieren will, hat viele Alternativen: Die Gebäudehülle dämmen, eine Dachsanierung mit oder ohne Solaranlage, die Fenster ersetzen oder eine neue Heizung ein- bauen sind nur eine Auswahl aus einer Vielzahl von Möglich- keiten. Doch welche Energiesparinvestition ist die beste? Ruedi Meier, Ökonom, Raumplaner und Energiespezialist sagt: «Es geht vor allem um die Effizienz eines Hauses. Deshalb sollte sowohl das Heizsystem auf erneuerbare Energie umgestellt als auch Energie, vor allem Strom, selbst produziert werden.» In der Praxis zeigt sich aber, dass viele Hauseigentümer aus Kostengründen nicht alle wünschenswerten Energiesparinves- titionen gleichzeitig umsetzen können. Dazu Ruedi Meier: «Wer in effiziente Energiesparmassnahmen investieren will, der sollte sich zuallererst seine Heizung anschauen.» Denn da sei das Kos- ten-Nutzen-Verhältnis weitaus besser als bei der Isolierung von Wänden. Meier führt weiter aus: «Wird vollumfänglich und mit grosser Eingriffstiefe saniert, so steigen die Investitionskosten deutlich an.
Bei Sanierungen auf Minergie, MinergieP oder MinergieA (gegen- über BauteilSanierungen) sind dies oft Mehrkosten im Faktor zwei bis drei. Die zusätzlichen Energieeinsparungen und vor allem die CO2-Minderungen sind vergleichsweise gering. Für eine eingesparte Tonne CO2 müssen mehrere hundert bis mehrere tausend Franken bezahlt werden.» Leider gebe es, laut Ruedi Meier, noch ein Problem: Der Bund fördert zurzeit vor allem die Sanierung der Gebäudehülle. Gut angelegtes Geld? Meier sagt: «Nein, das Geld ist anders besser investiert.» Unter dem Strich komme es auf die Vermeidungskosten je Tonne CO2 an. Diese seien neben effizienten Heizungen viel niedriger bei sparsamen Geräten und bei der Energieproduktion aus Sonnenlicht.
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